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Der Gold – Hokuspokus wackelt

 

Lest mehr in „Rauben und Spielen im Wohlfahrtsstaat – Machen Sie das Beste draus!“

 

Auszug aus Kapitel 2:

 

 

 

2  Herr Holle und des Kanzlers neue Kleider

 


So verstehen Sie die Situation im Land

 

 

 

„Nachsinnige Verachtung mit dem Sarkasmus der Heiterkeit zu verbinden: das ist die beste Philosophie für die Welt.“

 


Nicolas Chamfort (1741 – 1794), Schriftsteller in der Zeit der Französischen Revolution

 

 

 

Elektrogold will nach Jerusalem

 

 

 

Wussten Sie, dass weniger als zwei Prozent des gehandelten Goldes physisch vorhanden ist? Lediglich diesen Teil können Sie als Münzen oder Barren anfassen. 98 Prozent des Edelmetalls existiert als Elektrogold oder Papiergold in Form von Zetteln, Zertifikaten und Derivaten. Das sind Bits und Bytes auf Computerfestplatten, heiße Luft.

 

   In einer Marktwirtschaft ergibt sich der Preis durch Angebot und Nachfrage. Das ist grundsätzlich richtig. Aber was wird tatsächlich gehandelt? Fragen Sie nach: Ist es physisches Gold? Sind es Barren? Oder sind es elektronische Daten? Konfetti? Wird alles in einen Topf geschmissen, rumgerührt und auf das Etikett gepinselt, es sei Gold. Bei einem Anteil von popeligen zwei Prozent an physischem Gold dürfen Sie fragen, ob man Sie veralbern will.

 

   Sehen Sie künftig den Goldpreis mit anderen Augen, wenn man Ihnen in den Nachrichten einen Keller vorgaukelt, in dem Barren gestapelt sind.

 

 

 

Das Treiben an den Börsen ist wie bei dem Gesellschaftsspiel „Reise nach Jerusalem“. Ein anderes Wort ist „Stuhltanzen“ oder „Sesselpolka“. Das Spektakel kommt gut an auf Feiern, bei Hochzeiten oder Kindergeburtstagen. Angenommen elf Personen möchten spielen, mit zehn Stühlen wird ein Kreis gebildet, ein Stuhl ist zu wenig.

 

   Der Spielleiter legt Musik auf, die Spieler tanzen im Kreis. Die Zuschauer erleben ein Schauspiel, wenn sie die Akteure beobachten, wie diese mit den Hintern über die Sitzflächen schweben und von Lücke zu Lücke schleichen. Denn alle ahnen, was passieren wird… Irgendwann schaltet der Spielleiter die Musik ab und jeder Spieler muss einen Stuhl ergattern. Logisch, dass Einer übrig bleibt. Zum Ende hopsen zwei Leute um einen Hocker, der letzte Setzer gewinnt.

 

 

 

Was hat das mit dem Goldmarkt zu tun? Sie können sich das Handelsgeschäft im Prinzip wie das Spiel „Reise nach Jerusalem“ vorstellen. Nur mit einem gravierenden Unterschied: Auf der Spielfläche steht ein Stuhl. Auf diesem liegt eine Feinunze Gold, das könnte beispielsweise eine Münze Krügerrand sein.

 

   Um den Stuhl tanzen nicht zwei Spieler, sondern 50 oder mehr. Die johlen mit einen Papierschnipsel in der Hand, auf dem steht, es handele sich um eine Feinunze Gold. Die Spieler glauben das, denn sie haben für den Pappdeckel über tausend Euro bezahlt. Oder die Spieler winken mit einem Smartphone, auf dem der Besitz einer Feinunze halluziniert wird. Das Elektrogold gaukelt den Künstlern vor, sie haben Anspruch auf die Münze auf dem Stuhl.

 

   Wichtig ist, dass die Meute in Bewegung bleibt. Deshalb darf die Musik nicht ausgehen, die Illusion muss bleiben. Regelmäßig kommen neue Tänzer und es gehen Spieler. Man könnte sagen, die Investoren seien ins Gold eingestiegen oder umgekehrt, die Märkte wenden sich ab. Hauptsache, die Musik dudelt! Übrigens: Das Hopsen um die Stühle nennt man „Arbeiten“. Oder „Wertschöpfung“. So erwerben Stuhltänzer Geld, wenn sie Pappdeckel als Zertifikate bezeichnen und an gutgläubige Sparer verhökern.

 

   Um die Zuschauer am Ball zu halten, ist es von Vorteil, regelmäßig einen Experten zu interviewen. Man holt dazu einen Tänzer vor die Kamera, fragt, wie es an den Märkten aussieht: „Die Börsen sind nervös…“ oder „die institutionellen Anleger steigen aus…“ Behalten Sie im Hinterkopf, die Musik muss trällern. Den Trubel nennt man Arbeit und wenn diese Dummheit oft genug wiederholt wird, glaubt das die Masse.

 

 

 

Ohne Ende bis zum Ende

 

 

 

Was passiert, wenn die Melodie stoppt? Im Spiel stürzen sich 50 Leute (Händler, Rohstoffexperten, Banker, Kleinsparer) auf den einen Stuhl, um die Münze aus Metall zu bekommen. Der Investor Warren Buffet (einer der reichsten Männer der Welt) bezeichnet die künstlichen Finanzinstrumente (das sind die Pappdeckel, Excel-Tabellen, Computerdaten) als finanzielle Massenvernichtungswaffen. Angenommen, alle 50 Personen wollen wegen Musikausfall auf den einen Stuhl springen, dann sind vier Tonnen Menschenfleisch für den Sessel eine Massenvernichtungswaffe. Real ergattert nur eine Person die Münze. Die anderen 49 Leute erfahren, dass ihr Elektrogold nichts wert ist – wenn sie es nicht wissen.

 

   Sollten Sie dieses Schauspiel als passenden Vergleich begreifen, dann verstehen Sie abenteuerliche Prognosen von Skeptikern, die behaupten, der Goldpreis schießt eines Tages um den Faktor fünfzig in die Luft. Sie zweifeln, das könne nicht sein. Warum nicht? Sind doch 98 Prozent des Edelmetalls nur fiktiv vorhanden. Am besten Sie meiden „Finanzinnovationen“ und alles, was Ihnen unverständlich ist.

 

Lassen Sie sich ebenso nicht von Marktberichten irreführen. Denn: Das Spiel bleibt in Bewegung, weil täglich berichtet wird. So könnte beispielsweise im Handelsraum, dem Tanzsaal, eine Anzeigetafel installiert werden, die den aktuellen Goldpreis zeigt, der sich durch die Anzahl der kommenden und gehenden Personen ergibt. Doch widerstehen Sie der Versuchung, mittanzen zu wollen, denn die professionellen Händler spielen nicht mit ihrem eigenen Geld, sondern mit dem, gutgläubiger Anleger.

 

   Und wie ist es bei den anderen Märkten? Zum Beispiel beim Schwestermetall Silber? Da hopsen mehr als 50 Leute um eine Silberunze. Übrigens: Sie müssten beim Kauf von echten Silbermünzen (Metall) neunzehn Prozent Mehrwertsteuer aufzahlen, bei Silberzertifikaten (Papier) entfällt diese. Eindeutiger können sie das Blendwerk nicht erkennen.